Sex & Crime – Medien-pädagogik zwischen Lust und Grauen
Medienpädagogik zwischen Lust und Grauen
Sex & Crime sind in der heutigen Medienwelt allgegenwärtig – auch Jugendliche können problemlos darauf zugreifen. Zwischen Erotik und Hardcore-Porno, zwischen Krimi und Gewaltexzessen liegen mitunter nur wenige Klicks. Wie aber wirken solche Darstellungen auf Heranwachsende? Wie gehen Jugendliche damit um? Das neue Themenheft greift diese Fragen auf und zeigt Wege, wie Eltern und Pädagogen Heranwachsende sinnvoll begleiten und sie dabei unterstützen können, mit solchen Herausforderungen der Medienwelt selbstbewusst und selbstbestimmt umzugehen.
In Werbung, Pop-Kultur und Casting-Shows begegnen Jugendliche einer zunehmend sexualisierten Medienwelt – und das in einer Lebensphase, in der die sexuelle Identitätsfindung und das Entdecken der eigenen Lust eine zentrale Rolle spielen. Mit der Sexualisierung der Medien- und Alltagswelt sind zudem neue Formen von Gewalt entstanden: Cyber-Mobbing, „Happy Slapping“, sexuelle Belästigung in Chats oder die missbräuchliche Weitergabe intimer Fotos.
Jugendliche konsumieren Pornografie. Gewaltszenen werden per Smartphone verbreitet und in „Ballerspielen“ wird umgenietet und „gelootet“ was das Zeug hält. Führt dies zu einer Verrohung der „Generation Porno“, wie manche reißerischen Medienberichte vermuten lassen? Erkenntnisse aus der Jugendforschung geben Anlass zu vorsichtiger Entwarnung: Die meisten Heranwachsenden kommen mit diesen Phänomen der Medienwelt relativ gut zurecht, sie wissen Fiktion und Realität klar zu unterscheiden. Gewaltszenen dienen der Kanalisierung von Emotionen, sexualisierte Inhalte werden auch zur Selbstaufklärung genutzt, soziale Netzwerke fungieren als Probebühne, um die eigene Wirkung zu testen. Mädchen inszenieren sich gerne in lasziven, Jungs in martialischen Posen. Doch welchen Effekt Sex- und Gewaltdarstellungen auf den Einzelnen haben, hängt letztlich immer von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab.
Juristische und technische Maßnahmen, die vor Gewaltdarstellungen und Pornografie schützen, stoßen angesichts der sich rapide weiterentwickelnden Möglichkeiten schnell an ihre Grenzen. Auch deshalb liegt der pädagogische Fokus auf einer verantwortungsvollen subjektorientierten Begleitung der Heranwachsenden. Es gilt, ihre Medienkompetenz sowie ihre Urteils- und Empathiefähigkeit zu stärken und sie dabei zu unterstützen, Vertrauen in ihre Bedürfnisse und Gefühle zu entwickeln.
Dazu leistet MedienConcret einen wichtigen Beitrag. Die aktuelle Ausgabe „Sex & Crime“ fragt nach den Risiken für Kinder und Jugendliche, diskutiert die Ergebnisse der Jugendforschung zur Gefährdungsdebatte, beleuchtet die Botschaften von Sex & Crime in den Medien und fragt nach der Ursache für das Interesse junger Menschen an derartigen Inhalten. Internet-Plattformen werden ebenso unter die Lupe genommen wie soziale Netzwerke, Games, TV- und Kinofilme sowie Popkultur. Beispiele aus der pädagogischen Praxis dokumentieren, wie Jugendliche in Filmprojekten ihre Erfahrungen mit Sex und ihren Umgang mit Pornografie reflektieren, zeigen neue Wege für die pädagogische Mädchen- und Jungenarbeit auf und stellen Materialien für Sexualpädagogik und Medienarbeit vor.
Inhaltsverzeichnis und Artikelproben
WIE JUGEND MIT SEX & CRIME AUFWÄCHST
JENSEITS DES GUTEN / Petra Grimm
Risikobereiche für Kinder und Jugendliche im Web 2.0
ABSTOßEND UND DOCH ATTRAKTIV / Joachim von Gottberg
Von der Lust an Gewaltdarstellungen und deren mögliche Wirkung
VOM SPASS AM RUMBALLERN / G. W. von Dugovics / K. Brockmann / Ch. Theisen
Was junge Leute von der Brutalität in Games halten
MACHT SAMENSCHLUCKEN DICK? / Klaus Farin
Zur Bedeutung von Dr. Sommer und BRAVO als Aufklärer der Nation
MEDIEN UNTER DER LUPE
SEXY GIRLS IN HOTPANS / Maya Götz
Hypersexualisierung im Kinderfernsehen
SPEICHER DER DEUTSCHEN SITTENGESCHICHTE / Dennis Gräf u. Hans Krah
Sex, Crime und Gewalt im TATORT
ROLLENSPIELE MIT FALLSTRICK / Nicole. M. Wilk
Geschlechterstereotype in der Werbung
LIEBE UND TOD / Martin Geisler
Die Botschaften von Sex und Gewalt in Computerspielen
SEX & CRIME IM WOHNZIMMER / Ivo Ritzer
Zu den affektiven Strategien neuer US-Serien
SEX PER KLICK
Hinter den Kulissen eines Online-Erotik-Kontaktportals
KÜNSTLERISCHE PROVOKATION ODER KOMMERZIELLES KALKÜL / Werner C. Barg
Gedanken zur Schaulust von Sex und Gewalt im Kino
PÄDAGOGISCHE PRAXIS
SEXY BITCHES UND COOLE CHECKER … / Lisa Badura
Negative Stereotype in Musikclips – Anregungen für die pädagogische Praxis
ATTACKEN PER HANDY/ Matthias Felling u. Carmen Trenz
Neuen Formen aktiver Gewalt begegnen
FILMEN IST SEXY / Andreas von Hören
Wie Jugendliche in ihren Eigenproduktionen mit Sex umgehen
DEN KOPF AN DEN KÖRPER ANSCHLIESSEN / Frank Herrath
Sexualitäten, Jugendkulturen, Medien und Pädagogiktreibende
LET´S TALK ABOUT PORNO / Birgit Kimmel u. Stefanie Rack
Praxismaterialien zum Einsatz in außerschulischer Jugendarbeit und Schule
MIT ADRINALIN UND EMPHATIE / Klaus Lutz
Medienpädagogische Zugänge für die Jungenarbeit
NACKT IM NETZ / Verena Vogelsang
Sexting und sexualisierte Selbstdarstellung in Sozialen Netzwerken
SERVICE
ProjektPool mit 18 Kurzportaits aus der pädagogischen Praxis
Filmliste für Jugendarbeit und Schule
Materialien für die Sexualpädagogik im Netz